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Gott in der Höh sei Ehr! soll das Gemüth erheben; Antiphonieen und Lectionen werden eingestreuet; ein sanftes Lied, ein gesungener Glaube sollen die Seele zum Gehör göttlicher Worte bereiten; der Genuß des Abendmals endlich soll in der feierlichsten Rührung mit Gesang und Segen den Gottesdienst beschliessen; wie weit sind wir aber davon weggekommen, daß dies Alles Ein Ganzes auch im sinnlichgeistigen Eindruck werde! Die Musik der Kirche sollte dies Band seyn: denn sie ist sinnlich und geistig; zwischen ihren Ufern sollte der Strom der Begeisterung und Andacht sanft oder stärker fortströmen. Aber die Orgel allein thuts nicht; Instrumente allein werdens auch nicht bewirken. Die Anordnung des Gottesdienstes selbst im Innern und Aeußern, Sänger, Leser, Prediger, die Gemeine, also ihre Erziehung, der Zweck und die Art, wozu und wie sie beisammen ist, müssen dazu beitragen, daß Klopstocks goldener Traum, die Chöre, erfüllt werde. c)[1]


  1. c) S. Klopstocks Oden, Hamburg bei Bode s. 227.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/322&oldid=- (Version vom 1.8.2018)