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macht sie, als eine himmlische Erscheinung, der Unsterblichkeit werth; sie hat in ihm einen eignen Charakter gewonnen, der weder eine Clio, noch eine Maria oder Magdalena darstellt; eine erhabne, standhafte Heilige ist sie, und zugleich die personificirte himmlische Andacht.

Desgleichen hat ihr Festtag Compositionen hervorgebracht, die, wenn sie auch in Wahl der Materie nicht eben alle zum persönlichen Charakter der H. Cacilia stimmten, dennoch zu den claßischen Meisterwerken der Kunst gehören, z. B. Drydens, Pope, Addisons, Congreve’s Oden zum Cäcilientage, und vor allen andern Händels Musik zum erstgenannten Gedichte.

Schön ists überhaupt für jede Kunst, eine solche Schutzgöttinn, und einen Tag des Wetteifers zu ihrem Preise in Ausübung der Kunst selbst zu haben. Man freuet sich dabei ihrer innern Natur, als eines himmlischen Geschenkes, erinnert sich der Wohlthaten, die sie dem Menschengeschlecht brachte, und sieht, eben durch

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/310&oldid=- (Version vom 1.8.2018)