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gesetzt, die Instrumente tönten; sie aber in ihrem Herzen sang zum Herren allein und sprach: „reinige mein Herz, mein Leib sei unbefleckt, daß ich nicht vor dir erröthe.“ Sie fastete zwei, drei Tage und empfahl sich Gott in ihrer Furcht. Sie lud die Engel in ihren Gebeten zu sich; mit Thränen flehete sie die Apostel und alle Heiligen des Himmels, die Diener Christi, um ihren Beistand an, dem Herren ihre Tugend zu empfehlen u. f.“ Sie erhielt diese, bekehrte ihren Bräutigam und dessen Bruder, die beide den Engel sahn, der sie begleitete; sie litt endlich das Märtrerthum, und ward eine Heilige der Kirche.“

So sprach die Legende und vergebens standen jetzt die Worte: cantantibus organis illa in corde suo soli Domino decantabat, nicht im Brevier der Kirche. Ausser dem Zusammenhange, bei der gewöhnlichen liturgischen Wiederholung, dachte man sich an den Hochzeit-Instrumenten, von denen Cäcilia ihr Gemürh abwandte,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/307&oldid=- (Version vom 1.8.2018)