Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/301

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ausser dieser lebendigen Deklamation hat Weckherlin eine merkwürdige zum Theil beneidenswürdige Sprache, die theils provinzial, theils von ihm selbst gebildet ist. Oft wird sie hart, weil er dem Drange der Englischen Kürze zu sehr nacheifert; überall aber, und auch in seinen Fehlern, giebt er Lehren. Wenn ich ein Schwabe wäre, wollte ich mir die Ausgabe dieses Dichters in seinen besten Stücken nicht nehmen lassen, und ein Idiotikon seiner Sprache mit ihm liefern. – Ein großer Theil seiner Gedichte sind Lobgesänge, meistens auf sehr würdige Personen, z. E. Gustav Adolph, Bernhard von Sachsen, Ernst von Mansfeld, den Ritter Wotton u. a.; die meisten enthalten trefliche Stellen zum Lohn des Patriotismus und der Tugend. Kurz, mir wäre es nicht unwohl, wenn ich diesen Dichter von einer guten Hand wieder erweckt sähe; mich dünkt, Ihnen gewiß nicht minder. –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/301&oldid=- (Version vom 1.8.2018)