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All Dunkel, Leid und Kummer weicht.
Mein Herz, das hüpft; ich bin entzündt –
Wer ist die, so mein Gesicht nicht kennt?
Wer ist die weibliche Kreatur,
Die ich dort seh so klar und pur?
Wer ist so grosser Ehren werth,
Daß sich freut Himmel und die Erd? –

     Wie ich mich so entsetzet fast
Eine Wolk’ gemach sich niederlaßt,
Von Farb’, gleich wie die Morgenröth,
Von Geruch, als der best Würzgart thät.
Darbei hört man ein’ Musik rein,
Dergleich auf Erd möcht keine seyn:

     „Dort beim Ewgen ist der Nutz,
     Da ist Freude, da ist Schutz,
     Alles kan der bei ihm fassen
     Der durch ihn kann alles lassen – –

Ich dacht: o weh dem Menschenkind,
Das da viel sucht, da man nichts findt! –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/277&oldid=- (Version vom 1.8.2018)