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Der Narr viel schwätzt, der Weise schweigt,
Der Dieb wohllebt, der Redlich’ fast’t,
Faulheit bringt Lohn, die Arbeit Last,
Frechheit gewinnt, der Sorgsam’ liegt,
Wer viel hat, nimmt; wer nichts hat, giebt:
Und läuft also, in einer Summ,
Die Weltkugel im Cirkel um –
So wird uns unsre Lebenszeit
Zu lauter Pein und Herzeleid,
Zu Kerker, Ketten, Band und Strick,
Und sehnen uns all’ Augenblick,
Wie wir ein’ Luft mögen gewinnen,
Daß wir der Dienstbarkeit entrinnen,
Daß uns so manche Jahr’ und Tag’,
Nicht werden zu ein’r lautern Klag’,
Daß wir in diesem Jammerthal,
Erhalten auch ein klein Labsal.
 
     Drum mancher ihm selbst nimmt die Flucht,
Und nur Ruh in der Wildniß sucht,
Vermeint, was nicht bei Menschenkinden

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)