der Freidank, der Renner und wer nicht? haben sich dieses Sylbenmaasses bedient, daß ichs beinah den Hexameter der alten Deutschen nennen möchte. Die Sprache unsers Dichters ist der schwäbische Dialekt, der ihm zum Gebrauch desselben besondre Vortheile gibt. Er wirft das der, die weg, und setzt ein d’ hin, wie die Engländer: er zieht die Pronomina, einem, einen, die Supina, behütet, geachtet, in eim, ein, behüh, geacht zusammen; die Vorschlagssylben ge, be, zu macht er zum Vorschlage b, g, z, wie der lebendige Dialekt thut – zehn Vortheile mehr, die den Vers so gedrängt und voll, die Sylben und Bilder so leicht und überhinlaufend machen, daß wir mit unserm Sylbenbau, wo jeder Vorschlag, jedes Vorwort, ein unwesentlicher, nur der Flexion wegen hinzukommender Theil der Rede, wie ein grosser Herr langsam einherschreitet, dagegen schlecht bestehen. Dort zieht der Gedanke, oder das Gemälde so leicht vorüber, als man sie spricht; ja auch im
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/269&oldid=- (Version vom 1.8.2018)