Wenn jedermann des Nachts schlief, stund er auf, besuchte die Kirchen und Armen mit seiner Gabe, that Werke der Mildthätigkeit, daß er ein Vater aller Waisen heißen konnte. Desgleichen stand es im ganzen Reiche wohl, da er des Gerichts pflegte und den jungen Heinrich erzog. Auswärtige Könige sandten ihm darüber Geschenke, von denen er zu Gottes Lobe vier Münster erbauete;
das fünfte ist Siegeberg, seine liebe Stadt,
darauf steht nun sein Grab.
Jetzt kommen die Widerwärtigkeiten die er erduldet.
Daß nicht die grosse Ehre
verwirrte seine Seele,
thät ihm Gott, wie der Goldschmidt thut,
so er wirken will, eine Spange gut.
Dieser schmelzt das Gold im Feuer, erhebts mit feiner Arbeit, feinen Dräthen, schleift die Edelsteine mit mancher Zubereitung;
so schliff Gott St. Anno.
mit mancher Arbeit.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)