Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/187

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

es seyn konnten;) der Nachklang jener tönt aber in diesen noch wieder. Auch im Lobgesange auf den heiligen Anno, der von späterer Zeit ist, kommen diese kleinen Verse Altdeutscher Kraft und Kürze wieder, sobald sich die Rede belebet: 4)[1]

O wie die Waffen klungen,
da die Roße zusammen sprungen,
Heerhörner tönten,
Blutbäche strömten u. f.

daß man also diese Versart, die mit den einsylbigen Wurzeln der deutschen Sprache, und dem einsylbigen, biedern Charakter der Nation, ohne Zweifel auch mit ihrem Gesange, ihren Sitten und Gebehrden zusammenzustimmen scheint, für den ächten Nachhall des uralten Deutschen Bardits halten könnte. Die längeren, ich möchte sagen, ruhigern Sylbenmaasse scheinen viel später in die Sprache gekommen zu seyn, theils durch die Cultur derselben mit dem Fortgange der Sitten,


  1. 4) Schilter T. I. das lezte Stück des Bandes.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/187&oldid=- (Version vom 1.8.2018)