drohend standen sie also gegen den Papst auf. Noch aber dachten sie nicht an einen Abfall von ihm, bis sie, durch größere Beleidigungen gereizt, ihre Ketten zuerst mit Zunge und Feder, sodann auch schnell mit den Händen zerbrachen. Endlich als der Haß gegen die Römer mehrere Häupter emporstreckte, empfing auch die Kirche neue Wunden. Neue Klagen wurden veranlaßt, denen vielleicht niemand abhelfen kann, als Christus –
A. So wollen wir Christum bitten, daß Er, der so oft Helden erweckt hat, durch die die christliche Welt gleichsam neu erschaffen ward, der Kirche ihren vielleicht letzten Arzt nicht versage.
B. Wünschen, hoffen, erwarten dörfen wir; vergiß aber nicht, daß nur Vieler Wünsche und Seufzer so etwas zuwege bringen können und daß diese die unter einem ausgezeichneten Urheber bestimmte Zeit allmählich selbst herbeiführen.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)