unter der schändlichsten Herrschaft der Irrthümer beruhigt fand.
B. Darüber siehe nur das Papstthum an. Auf welche Possen und Ungereimtheiten war es gegründet, und demohngeachtet stieg es zu einer Größe, zu einer so hohen fast unüberwindlichen Macht, daß es auch jetzt noch, nachdem es gnugsam beleuchtet worden, zu schaden und an sich zu ziehen nicht nachläßt.
A. Was eine Religion, auch eine falsche, für Macht habe, das haben mich Numa, Mahomed, und andre gelehrt; dessen aber soll mich niemand überreden, daß auch in jenen Zeiten gar niemand gewesen wäre, der sich diesen Betrügern entgegengestellt, und ihre falschen Ränke dergestalt entdeckt hätte, daß die Gescheuteren wenigstens sich nicht betrügen lassen konnten. Davon schweigen indeß die Geschichtschreiber, als ob sie gedungen wären, nur Falsches auf die Nachwelt zu bringen, und die Einfältigen mit dem Wahn des Alterthums zu benebeln.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/166&oldid=- (Version vom 1.8.2018)