B. Und ists nicht schön, auf dem Markt altes Geräth kaufen zu wollen, um damit ein neues Haus zu zieren?
A. Giebt es etwas anständigeres, als nach dem Rath des gesammten Alterthums Kriegs- und Friedensgeschäfte im Staat einzurichten?
B. Und etwas Passenderes, als unsre kleine Buben in unsere grosse Stiefeln zu kleiden;
A. Ich sehe nicht, was Sie wollen.
B. Das will ich, daß die Zeiten sich ändern, daß alte und neue nicht in einander paßen und Gott jeder Scene ihre Decoration und handelnde Personen giebt, die, nach seinem Zweck, sowohl in der Welt- als Kirchengeschichte spielen; indeß die Zuschauer entweder zerstreut sind, oder erwarten, und auf den Ausgang rathen. –
A. Staatsklugheit und Geschichte hätten also keinen Nutzen?
B. Keinen dem Herrn der Welt entgegen; beide sehr viel um Gottes Absichten und Wunderwege zu bemerken.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)