gestatten; kein Herz ist milde, als in dem Gott wohnet. Unser Christenthum schärft also einzig und vor allem Furcht und Ehrerbietung vor Gott, Gottes Anregung, Gottes Beistimmung ein, daß, wer andern vorgesetzt ist, auf keine Weise nach seinem Gefallen, nach seiner Willkühr befehlen zu dörfen glaube, sondern seine Gesetze nach den Gesetzen des Himmels ordne. Ist diese Grundregel einmal verlohren, oder verderbt; sogleich entstehen Ungeheuer der Menschheit, Thaten, die den Erdball drücken und plagen. Da unser edle Schriftsteller nun zu seiner Zeit deren mehrere kannte und selbst erfahren hatte; so wollte er nicht, daß die Nachwelt durch eine schändliche Schmeichelei hintergangen[WS 1] würde, als ob Die Götter, Heilande ihres Volks wären, die unter Menschen kaum den Namen wilder Thiere verdienten. Wen konnte er zu dem Ende schicklicher auf- und vorführen, als den Nero? ihn, aller Grausamkeit und Lüste Fürsten.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)