Wohlthat Gottes geleistet haben, der seine Barmherzigkeit der Welt erzeigen wollte, wenn unsre Erde wenigstens einen Athemzug der Erholung bedorfte. Denn da die Menschen mit so gar viel Irrthümern umfangen sind, daß dieserwegen ihnen immer unwohl seyn müßte: so träuft von Gottes Güte dann und wann ein milder Tropfe hinein, daß der Staub unsrer Erdendinge wenigstens zusammenhält.
A. Wer indessen wird einen Nero empfehlen?
B. Merken Sie: Nero ist in dieser Schrift nie entschuldigt; er ist nur mit denen zusammengestellt worden, die die Welt am unschuldigsten glaubt. Und es hat durch diese sinnreiche Vergleichung gezeigt werden sollen, daß nicht etwa der einzige Nero ein Tyrann gewesen, sondern daß vor und nach ihm, ja auch noch jetzt mehrere dergleichen Nero’s leben, wenn einmal die Sache recht erwogen und mit freier Zunge geurtheilt werden darf. Das Herz der Menschen ist aller Bosheit fähig, sobald Zeit und Umstände diese
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)