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etwas seyn könne, das die Menschen zur Rechtschaffenheit leichter führe und reize?

B. Das ist offenbar.

A. Was glaubst du denn, das unsrer Religion fehle, die die Pietät so gewaltig anräth, und sie doch wenig oder gar nicht bewirket?

B. Darf ich rathen, so möchte es seyn, weil Religion und Staat bei uns zu verschiedene, einander fremdartige Wesen sind; jedes derselben begünstigt gleichsam eine verschiedene Parthei, jedes hat seine verschiedene Lebensweise. Glauben wir den Geistlichen, so sollen wir beten; glauben wir den Vornehmen, so sollen wir lästern; dem Pöbel, so sollen wir blind seyn; wie wenn der Eine einen schwarzen, der Andre einen gestickten Rock, der Dritte gar einen Sack Standesmäßig trägt, und tragen müßte. Wenn wir also etwas Gott zu thun haben, so wird das ein Mischwerk, wovon nur die äußere Seite mit Religion geschminkt ist. Nimm ein einziges Exempel. Den Lästerern gegen die Religion giebt man einen gelinden

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)