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B. Zur Wahrheit! zu ihr, die so oft hinter Wolken ist, als die Zeiten wechseln, als sich dein Alter ändert. Hast du bisher nie geirret?

A. Wenn auch. Aber die Wahrheit, die ich von fern sah, erreichte ich doch endlich.

B. Nimm dich in Acht, daß du Wahrheit und Einbildung nicht für Eins nehmest.

A. Pöbelsprüchwörter werden mich diesen Unterschied nicht lehren.

B. Du nennst Pöbel, was vielleicht eine Versammlung der Weisen war. Und dann, hat oft nicht auch ein Bauer gescheut geredet?

A. Die Philosophen indeß reden noch gescheuter.

B. Ich glaube keinen gebohrnen Philosophen; er bildete seine Weisheit aus dem Volkshaufen.

A. Und ich halte geschriebene Weisheit für die sicherste Weisheit.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)