das harte Joch der Schulen, die rohe Wohllust der obern Stände, der grobe Despotismus der Höfe, wo nicht allenthalben vertilgt, doch wenigstens allenthalben so geschwächt sind, das wir in Manchem über die Zeiten Andreä mit einer Art frohen Schauders erstaunen mögen? Sey es ferne von uns, in solchen Gemählden den Maler seiner Zeit als einen Trübsinnigen zu schelten; vielmehr wollen wir Gott danken daß er uns die beschwerliche Arbeit erließ, und uns in lichtere oder leichtere Zeiten versetzte. Gar zu leicht indessen wollen wir auch hier die Sache nicht nehmen: denn nach Andreä Meinung ändern sich zwar, aber sie bessern sich nicht, die Zeiten. Vielleicht ist manches jezt, wie es damals war; nur ist’s bei uns feiner oder verstekter. Die Decoration ist anders; aber dasselbe Schauspiel wird fortgespielt in einem späteren Act. Diese Vergleichung zu veranlassen, (warum sollte ichs verhelen?) ist die vornehmste Absicht, weßhalb ich diese Embleme und die folgenden Gespräche bekannt
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)