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eher wissen, wie es dem Knaben zu Muth sey, der die Schläge empfängt, bis sie sie selbst empfangen haben. Und solche Schläge zeitlebens!

     Ch. Ohne Noth wird sie uns das Schicksal nicht geben & und da es doch einmal gewiß ist, und bleibet, daß wir nur das recht und wahr und einzig wissen, was wir selbst versucht und erfahren haben –

     Th. Mich dünkt, Lieber, Sie mißbrauchen den wahresten Satz, wenn Sie ihn also anwenden. Alles in der Welt brauche ich nicht zu erfahren, oder wehe der armen Menschheit! Welcher Kluge wird sich die Pest wollen einimpfen lassen, damit er doch auch wisse, wie es mit ihr stehe? Welcher Mensch wird Vater- und Muttermörder seyn wollen, um zu fühlen, wie es dem Nero oder einem andern Ungeheuer gewesen? Und was für ein Schicksal wäre es, das eine Freude daran hätte, mich alle abscheulichen Rollen spielen zu lassen, um mir nur das Gefühl zu geben, daß ich sie gespielt habe! Sie sehen, was es für ein System sey, das zu allen

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)