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aus jedem brüderlichen Wesen den Laut des Schmerzes und der Freude mit dem Gleichlaut einer harmonischen Saite. Auch der harte Fels wird von ihr durchdrungen, auch der einsame Wald wird von ihr belebet; und o wie oft hast du mich, zärtliche Mutter, du scheue Bewohnerin der Einsamkeit und der stummen Haine mehr in ihnen erquickt als in dem öden Kreise Tonloser Menschenherzen und Menschenseelen. Mit sanftem Mitleid giebst du mir meine Seufzer zurück; so verlassen und unverstanden ich seyn mag, fühle ich doch aus jedem deiner gebrochenen Töne, daß eine alles-durchdringende, alles-verbindende Mutter mich erkennt, mich höret.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)