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Abrahams Kindheit.


In einer dunkeln Höle ward Abraham erzogen: denn der Tyrann Nimrod stellete ihm nach dem Leben. Aber auch in der dunkeln Höle war das Licht Gottes in ihm; er dachte fleißig nach und sprach zu sich: „wer ist mein Schöpfer?“

Als er nach sechzehn Jahren endlich hinaustrat und zum erstenmale Himmel und Erde sah; wie erstaunte er und freuete sich! Er fragte alle Geschöpfe rings umher: „wer ist Euer Schöpfer?“

Eben ging die Sonne auf und er fiel nieder auf sein Angesicht. „Das, sprach er, ist der Schöpfer Himmels und der Erde: denn seine Gestalt ist so herrlich!“ –

Die Sonne stieg hinauf und stieg hinab und ging am Abend unter. Da ging der Mond hinauf, und Abraham sprach zu sich: „das untergegangene Licht war nicht der Gott des Himmels;

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)