Seite:Zerstreute Blaetter Band III 237.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Die Taube Noahs.


Acht Tage hatte Noah auf die Wiederkunft des Raben gewartet, als er aufs neue seine gefiederten Schaaren um sich rief, aus ihnen einen Kundschafter der Welt zu wählen. Schüchtern flog die Taube auf seinen Arm und bot sich an zur Sendung. „Tochter der Treue, sprach er, du wärest freilich mir eine Dienerin guter Botschaft; wie aber willt du deine Reise thun und dein Geschäft vollenden? Wie, wenn dein Flügel ermattet und dich der Sturm ergreift und wirft dich in die trübe Welle des Todes? Auch scheuen deine Füsse des Ufers Schlamm und deiner Zunge widert unreine Speise.“ – „Wer, sprach die Taube, giebt dem Müden Kraft und Stärke gnug dem Unvermögenden? Laß mich, ich bin dir gewiß eine Dienerin guter Botschaft.“

Sie entflog und schwebete hin und her, und nirgend fand sie, wo ihr Fuß ruhen könnte; als

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)