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ihn schmückte. Der stolzeste erschien jetzt als der geringste unter den Engeln, da ihn die Kraft verließ, die ja nicht sein war.


Voll Zorn entwich er der Schaar der Himmlischen und drohete Rache den unschuldigen Menschen. „Da ich durch Euch, sprach er, unglücklich worden bin, so sollet auch Ihr durch mich unglücklich werden.“ Er hatte das Verbot gehört, das ihnen die Frucht des schädlichen Baums untersagte und wollte sie jetzt in leuchtender Engelgestalt verführen. Aber der Schnee zerschmolz, den er zu seinem Kleide bilden wollte, und weil er den Weg des Verführers ging, so konnte er ihnen nicht anders als in Schlangengestalt erscheinen. Vom glänzenden Seraph blieben ihm nichts als schimmernde Farben.

Eva sah und bewunderte ihn und ließ sich verführen: Sie aß vom Baume den Tod und gab ihrem Manne denselben: Krankheit und Elend

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)