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denn sie reden und handeln ohne Willkühr, gleichsam nur als Organe des Schöpfers. Wenn sie also den Menschen zur Zufriedenheit auf seiner Stelle, zum Fleiß und zu jeder Ausbildung seines Daseyns, zur Klugheit, Billigkeit, Treue, Geselligkeit, Großmuth antreiben: so ists, als ob ihm der Schöpfer durch alle Stimmen der Natur dies selbst geböte. Daher weilt auch die Fabel sogern im Kreise der Thiere: denn tiefer hinunter werden uns die Naturgesetze dunkler, unsere Aehnlichkeit und Sympathie mit diesen niedrigern Classen vermindert sich und höher hinauf verschwinden die Naturgesetze in den Wolken. In den Fabeln Aesops kommen also auch die Götter meistens nur als Entscheider des Schicksals vor, wo es bei widerwärtigen Fällen der Natur nicht wohl anders als durch sie kurz und anschaulich entschieden werden konnte. So erscheint auch der Mensch in ihnen, bald als ein niedrigeres, bald als ein höheres Wesen gegen die Thiere;

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)