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Städte erliessen[1]. Ja diese Erklärung zu Ungunsten etwa Abwesender wurde einmal sofort in das Berufungsschreiben des Mainzer Erzbischofs übernommen, wie wir dies der Wahlausschreibung vom Jahre 1348 entnehmen können[2].

In diesem Sinne hat dann die goldene Bulle die ganze Entwicklung zum Abschlusse gebracht. Sie hat die dem kirchlichen Verfahren entnommenen Gedanken, die in Deutschland zur Gewohnheit geworden waren, reichsgesetzlich fixirt und ganz bestimmt erklärt, dass ein im Uebrigen der Wahlbefugniss theilhaftiger Kurfürst, der selbst zur Wahlhandlung nicht erscheint oder vor vollzogener Wahl den Wahlort verlässt, beziehungsweise keinerlei geeignete Vertreter entsendet, für diesen Fall sein Wahlrecht einzubüssen hätte[3].


    auch im Kurspruch des Pfalzgrafen bei Rhein, womit er Heinrich VII. erwählte: vocatis … et presentibus … omnibus, qui debuerunt, voluerunt et potuerunt commode interesse (ebenda S. 491 Z. 21 ff.). In den Wahldecreten von 1314 ist diese Formel nicht enthalten, dagegen in dem Schreiben des Erzbischofs von Trier an den Papst über die Wahl Karls IV. ddo. 1346, Juli 11 Rense, bei Theiner, Codex diplomaticus dominii temporalis S. Sedis Bd. II. S. 163 und in der Urkunde des Papstes vom Nov. 1346, Ohlenschlager, Staatengeschichte a. a. O. S. 258.

  1. In der Urk. 1314, Oct. 22, bei Frankfurt im Lager, Böhmer, Cod. dipl. Moenofr. S. 408 heisst es: aliis (scil. electoribus) minime comparentibus, interesse recusantibus, nec pro se mittentibus, ex quo plenaria potestas nominandi et eligendi personam idoneam in R. regem penes nos presentes residebat, votis absentium extinetis quoad electionem extunc et penitus annullatis. Diese Formel kehrt dann häufig wieder. Vgl. dazu die Urkunden vom 1. und 2. Februar 1349 an verschiedene Reichsstädte bei Jansen, Das Königthum Günthers von Schwarzburg, S. 127 ff.; bei Bodmann a. a. O. S.385, Ohlenschlager, Staatengeschichte S. 276, Böhmer-Huber, Regesta imperii Bd. VIII. Reichssachen Nr. 76–78.
  2. Urk. ddo. 1348, Decbr. 30, Frankfurt, Würdtwein, Subs. dipl. Bd. VI. S. 253. In früheren Berufungsschreiben finde ich diese Clausel noch nicht. In dem Formular, welches die goldene Bulle enthält, heisst es nur, dass „non obstante absentia“ von den Anwesenden zur Wahl geschritten wird.
  3. Princeps vero elector ad electionem huiusmodi vocatus et requisitus et ad ipsam non veniens vel legales nuntios … non dirigens aut veniens aut huiusmodi nuntios forte transmittens, si postea princeps ipse aut predicti nuntii a predicto electionis loco recederent rege R. futuro cesare non electo nec ad premissa procuratore legitimo substituto solemniter et relicto,
Empfohlene Zitierweise:
Alfred von Wretschko: Der Einfluss der fremden Rechte auf die deutschen Königswahlen bis zur Goldenen Bulle. Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger, 1899, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_Rechtsgeschichte_Germ._Abt._Bd_20_185.JPG&oldid=- (Version vom 1.8.2018)