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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV

dich begleiten, wenn du heute abend die ochsen anbindest und wenn ich da eine ursache für deine weigerung finde, sollst du unbestraft bleiben; finde ich aber keinen grund, so geht es dir übel.‘ Ôlafr ergriff eine vergoldte lanze, die ihm der könig von Norwegen zum geschenk gemacht hatte, und ging mit dem knecht; schnee deckte das land. als sie zum rinderstall kamen, der offen stand, befahl Ôlafr dem ochsenhirten hineinzugehen; er wolle das vieh hineintreiben, jener solle es anbinden. der knecht ging hinein, kam aber sogleich schreckensbleich wieder heraus. auf Ôlafs frage, was das sei, sagte er ‚der verstorbene Hrappr steht in der thür und will mich an sich ziehn, ich habe bereits mit ihm gerungen.‘ (Hrappr stendr l fiôssdyrunum ok vildi sâlma til min en ek em faddr â fângbrögdum vid hann) Ôlafr geht da zu der thür und legt den speer auf Hrappr an. Hrappr faßt mit beiden händen den speer und biegt ihn, so daß der handgriff abbricht. jener will auf ihn zustürzen, da fährt das gespenst in den boden, wie es gekommen war, und so schieden sie. Ôlafr hatte den speerschaft und Hrappr die eisenspitze. dann banden jene beiden das vieh an und gingen nach hause. am folgenden tage begab sich Ôlafr zu Hrapps grabmal und grub ihn aus. die leiche war noch unverwest. bei ihr fand sich die speerspitze. Ôlafr ließ einen scheiterhaufen errichten und auf demselben wurde Hrappr verbrannt, die asche ins meer geworfen, und niemand hatte wieder etwas von dem spuk zu leiden [1].

Thorôlfr Bœgisôtr in Hvamm auf Island hatte großen ärger, weil er in einem streite über ein gehölz nicht recht bekommen. abends setzte er sich auf seinen hochsitz ohne speise zu sich zu nehmen und saß da die ganze nacht, indeß die hausleute zu bette gingen. morgens fand man ihn todt auf dem hochsitze. man schickte sogleich nach seinem sohne Arnkell, der sich bald von dem tode des vaters überzeugte. aber alles volk fürchtete sich wegen


  1. Laxdœlasage ed. Arnamagn. Havn. MDCCCXXVI. cap. XVII p. 54. 36. cap. XXIV, 98. 109.
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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/283&oldid=- (Version vom 1.8.2018)