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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV

diese unholde. um sich vor ihnen zu sichern, gräbt man die leichen aus, schürt ein großes feuer und stellt ein todtenopfer an, bei dessen ende man den kirchenbann aufhebt und die unseligen leiber verbrennt [1]. gewissen menschen steht die kraft zu, alle unsichtbaren geister sehen zu können. diese leute heißen ἀλαφόστρατοι· bei dem wichtigen geschäft der vampyrbeschwörung muß der priester jedesmal von einem solchen alaphostratos begleitet sein, damit derselbe dem priester den augenblick bezeichnen kann, wo der καταχανάς in seinem grabe sich befindet und der priester den geist theils durch seine gebete, theils durch die Σαλαμονική βοῦλα (Salamons siegel) zur ruhe bringen kann [2].

Es ist ein hergebrachter irrthum, den sitz des vampyrglaubens vorzüglich nach Ungarn zu verlegen. die gründlichen untersuchungen Arnolds von Ipolyi haben aber ergeben, daß die Magyaren denselben von hause aus gar nicht kennen, daß bei ihnen der blutsauger nur sehr selten vorkommt und dann mit entlehnten oder übersetzten namen bezeichnet wird [3]. gleichwohl finde ich in der ungarischen mythologie selbst berührungspunkte mit der vampyrsage. wie der kassubische viescy ein mensch sein soll, der mit zähnen auf die welt kam, gilt der ungarische zauberer Taltos ebenfalls für ein mit zähnen geborenes menschenkind. stirbt der Taltos, so muß man ihm einen stein in den mund legen, sonst würde er sonne und mond verschlingen [4].

Auch in Deutschland (wahrscheinlich in altslavischer gegend) herrscht ähnlicher glaube. Chr. Männling [5] pastor


  1. S. Leo Allatius epistola de quorundam Graecorum opinationibus bei Georg Fehlau annott. ad Christophori Angeli enchiridion de statu hodierno Graecorum. vgl. Tournefort voyage en Levant. Amstelod. 1718. t. I, p. 52 fgg. – eines weimarschen medici gutachten von denen vampyren oder sogenannten blutsaugern. Leipzig 1732. 8.
  2. Bybilakis neugriechisches leben. Berlin 1840. s. XIII. 57. 58.
  3. Ipolyi magyarische mythologie.
  4. Ipolyi zs. f. d. myth. II. b. 3.
  5. Denkwürdige curiositäten derer sowohl inn- als ausländischer [274] abergläubischer albertäten als der weiten welt allgemeinen götzens. Frankfurt und Leipzig 1713. s. 185.
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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/277&oldid=- (Version vom 1.8.2018)