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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV

verschrien war, starb 1345. sie wurde auf einem scheidewege begraben, kam aber wieder aus dem grabe hervor, erschien vielen leuten in thiergestalt und zehrte nach. nun schlug man ihr einen eichenen pfahl durch den leib, den riß sie aber heraus und ermordete noch viel mehr leute, denn zuvor. endlich verbrannte man den körper sammt dem pfahle und streute die asche wieder ins grab. an der brandstätte wehte einige tage ein heftiger wirbelwind [1]. im jahre 1567 ward zu Trutnau in Böhmen einem vampyr der kopf abgehauen [2].

Um 1617 kam ein bürger aus Egwansschitz in Mähren täglich aus seinem grabe hervor, ließ den sterbekittel beim todtenhügel zurück, ging in die stadt und erwürgte viele. als man ihm den sterbekittel einmal wegnahm, drohte er allen die hälse zu brechen. endlich grub man ihn aus und ließ ihn vom henker in stücke hauen. der scharfrichter zog ihm auch einen schleier aus dem mund, den er seinem neben ihm begrabenen weibe vom kopf weggenagt hatte. da sagte er ‚ihr habt es eben recht getroffen. denn weil nunmehr mein auch verstorbenes weib zu mir gelegt ist, wollten wir beide sonst die ganze stadt umgebracht haben [3]. – in einer böhmischen stadt verschlang ein weiblicher körper die hälfte von seinem sterbekleide [4]; in Mähren eben so ein todter seine eigenen und seiner neben ihm bestatteten frau sterbetüchlein und fraß viel von ihrem fleisch [5].

In Istrien, 7 meilen von Laibach zu Krinek [6] starb 1672 ein mann, namens Giure Grando. als der pater, der ihn zu grabe geleitet hatte, vom leichenschmaus nach hause gehen wollte, sah er den verstorbenen hinter der thür im trauerhause sitzen und ging erschrocken davon. der todte


  1. Ebds. ad. ann. 1345. über den wirbelwind vgl. meine germanische mythenforschungen s. 269. 270.
  2. S. Petr. Balbinus miscellanea histor. regni Boehmiae III. s. 209.
  3. Martin Zeiler trauergeschichten t. I.
  4. Harsdörfer theatrum tragicum s. 406.
  5. Harsdörfer a. a. o.
  6. Crain. Kringa, ital. Coridigo, lat. Coriticum.
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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)