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Kleider daran hängen, aber Penambe war in zu grosser Hast, und in seiner Gier wollte er den Schwanz zu früh zurückziehen. Nun ward dem Daimio klar, auf welche Weise seine Schätze schon das vorige Mal von der vermeinten Inao-Stange verschwunden seien; er rief seinen Leuten, rasch den Dieb zu strafen und die Stange zu zerhauen. Dies geschah; der Daimio rettete seine Gewänder, Penambe aber zog seinen arg verstümmelten[WS 1] Schwanz ohne allen Gewinn zurück. Hätte er dem guten Rate Panambes ordentlich Gehör geschenkt, so wäre er reich geworden, nun aber blieb er zeitlebens arm.

2. Panambe, ein Aino, der einst über einen Fluss setzen wollte, rief eine Schar drüben wohnender Füchse zu, ihn überzusetzen; sie höhnten ihn aber längere Zeit und liessen ihn unbarmherzig warten. Um sie zu strafen, stellte er sich tot; die Füchse kamen in grosser Zahl über den Fluss, umstanden ihn, und da sie ihn endlich wirklich für tot hielten, fingen sie heuchlerisch zu klagen und zu weinen an. Panambe aber sprang nun rasch auf und schlug mit seinem Knüttel alle Füchse tot bis auf einen, der mit einem zerschlagenen Beine zu entkommen wusste. Diese Jagdbeute machte den Panambe sehr wohlhabend, so dass sein Gefährte Penambe zu ihm kam und ihn um das Mittel bat, soviel Füchse auf einmal zu erlegen, Panambe erzählte ihm alles, und Penambe machte es gerade so wie er. Als aber die Füchse ihn forschend und klagend umstanden, kam der früher dem Panambe entronnene Fuchs hinkend heran und sagte: Freunde, ich entsinne mich einer bösen Geschichte – kommt her und klagt in grösserer Entfernung. Als nun Penambe aufsprang und seinen Knüttel schwang, liefen alle Füchse weg; er machte keine Jagdbeute und starb bald in Armut und Elend.

Eine andere, in eigentümlicher Weise an eine nordamerikanische Sage erinnernde Tiersage gibt Chamberlain mit dem Bemerken, dass ähnliche Geschichten, welche auf Jagdtiere Bezug haben, noch in ziemlicher Anzahl bei den Aino zu sammeln sein würden. Sie besagt, dass auf einmal ein prächtiges Haus auf der Spitze eines Hügels erschienen sei, in welchem sechs Personen sich befunden hätten, die sich fortwährend zankten. Niemand wusste, woher sie gekommen waren. Okikurumi indessen, der des Weges kam, erkannte sie alsbald und rief: O ihr bösen, schlechten Hasen, wie sollte ich euren Ursprung nicht kennen? ich will ihn aller Welt künden! Die Kinder der Himmelsgötter warfen sich mit Schneebällen, und von diesem Schnee fiel etwas auf die Erde, er wurde zu Hasen, und das seid ihr! Was lärmt und tobt ihr nun? Ihr hättet in der Welt der Menschen ruhig sein sollen! – Mit diesen Worten ergriff Okikurumi einen Feuerbrand und schlug auf die Leute los, die nun in Gestalt von Hasen von dannen liefen, aber nicht ohne Spuren des Feuerbrandes zu tragen; denn die Hasen haben – im Winter – ein weisses Fell, da es aus Schnee geschaffen, aber schwarze Ohren, da diese vom Feuer angesengt wurden.

Es ist hierzu zu bemerken, dass der japanische Hase dem Schnee- oder Alpenhasen gleich ist, aber nur in den kälteren Gegenden, auf der Insel und in den nördlichen Bergen der Hauptinsel, seine Farbe in der Weise wie seine europäischen Verwandten wechselt.

In ähnlicher Weise spielt auf die Tierwelt Yesos und Japans die einzige

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: versümmelten
Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_257.png&oldid=- (Version vom 8.4.2024)