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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 3. Jg 1933, Heft 3

ja schon darum nicht zu, um die Entstehung von Gattungen irgendwie aufzuklären, weil die Fixierung der Mutationen zur Frage steht. Dass das Ausleseprinzip seinerseits eben nur auslesen, nicht aber hervorbringen kann, hat wohl Driesch entgültig festgestellt. Es kann nicht die Entstehung, sondern nur den Untergang von Arten verständlich machen. Darf also die Vererbung solcher Erwerbungen, die in die Gesamtstruktur des Lebewesens eingreifen und die Keimzellen mitmodifizieren, auch noch nicht als bewiesen angesehen werden, so gilt doch jedenfalls, dass irgendwelcher Evolutionismus der Arten ohne solche Annahme undurchführbar ist. Welcher Naturforscher wird aber zurück zu Linné wollen, nur um Lamarck in allem und jedem zu vermeiden! Uns scheint, in jeder konsequenten Evolutionslehre muss ein Stück Lamarckismus stecken, wie wohl auch in der Darwins, der kein Darwinist war. Auch hier geht jetzt die amerikanische Forschung neue Wege, namentlich nachdem H. G. Müller im "Amerian Naturalist" 1930 über künstliche Erzeugung von Mutationen durch Bestrahlung berichten konnte. Jeder neue Fortschritt der Erbbiologie wird auch die Rassenlehre vor neue Aufgaben stellen. Ihre Entwicklung zu einer immer grösseren Betonung des Wandelbaren gegenüber dem Wunsch statischer und wertbetonter Typencharakteristik scheint immer weniger vermeidbar zu werden. Jedenfalls sieht man hier, wie ein rein naturwissenschaftliches Grundproblem sich nie ganz ablösen lässt von gesellschaftlichen Streitfragen.


La doctrine des races comme idéologic et comme science (au sujet de la nouvelle littérature sur le problème des races).

L. démontre par une analyse approfondie de la plus importante littérature sur les questions de la race que l´idéologie moderne des races manque de solidité. Celle-ci a quitte la base d’un traitement sérieux et objectif du problème et — en dehors de quelques livres supérieurs — ne sert plus qu'à remplir certaines fonctions politiques et sociales.

Anthropology and Race Theories. (Recent Literature on the Race Problem).

In an exact analysis of the most important literature on race problems L. demonstrates the scientific untenability of modern race theories. These have completely abandoned serious and factual treatment of the race problem and simply serve to maintain certain political and social functions.

Empfohlene Zitierweise:
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 3. Jg 1933, Heft 3. Librairie Felix Alcan, Paris 1933, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_2_Heft_3.pdf/88&oldid=- (Version vom 30.5.2022)