Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932 | |
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die zu den tatsächlichen Erscheinungen, zu den Produktionspreisen und zur allgemeinen Profitrate, führt. Kurz, das Wertschema muß in einer mehrstufigen und schrittweisen Annäherung in ein Produktionspreisschema verwandelt werden. „Es ist klar, daß die Darstellung, Verwirklichung, Herstellung der allgemeinen Profitrate die Verwandlung der Werte in von ihnen verschiedene Produktionspreise ernötigt" (Mehrwert, II 1. S. 161).
Wohl beginnt Marx im II. Band des ,.Kapital" seine Analyse der Krisenproblematik an einem Wertschema. Aber seine Beweisführung auf dieser von der Wirklichkeit entfernten und zunächst mit ihr im Widerspruch sich befindenden Abstraktionsstufe ist nicht und kann nicht definitiv sein. Sie hat einen bloß vorläufigen Charakter und wird durch die Lehre des III. Bandes des ,,Kapital“, durch die Lehre von der Transformation der Werte in Produktionspreise, vervollständigt. Das Wertschema bildet in der Marxschen Analyse lediglich die Keimform, die erste Etappe im Annäherungsverfahren, die erst durch eine Reihe von Metamorphosen zur Preisform heranreifen muß!
Das Marxsche Wertschema beschrankt die Analyse lediglich auf die Wert- und Mehrwertschöpfung als Ganzes, d. h. in der Form, wie sie aus dem Produktionsprozeß hervorgehen, wobei zunächst von der Konkurrenz und von den Einflüssen der Zirkulationssphäre auf die Verteilung dieses Mehrwerts abgesehen wird. Nachträglich müssen jedoch die ausgeschiedenen Elemente berücksichtigt werden und daher die Analyse der Schöpfung des Mehrwerts im Produktionsprozeß durch die Analyse seiner vermittels der Konkurrenz erfolgenden Verteilung im Zirkulationsprozeß ergänzt werden.
Aus dem Gesagten ergibt sich fur die Krisenproblematik – soweit sie die gegenseitigen Abhängigkeits- und Proportionalitätsverhaltnisse der einzelnen Produktionssphären betrifft – der folgende Schluß, der zugleich auch den einzuschlagenden Forschungsweg anzeigt.
Soll die Analyse der Krisengesetzmäßigkeit für die kapitalistische Realität beweiskräftig sein, dann darf sie sich unmöglich auf das Wertschema, auf die erste Etappe im Annäherungsverfahren, beschränken, sondern muß vielmehr für alle seine Etappen erfolgen und auch an einem Produktionspreisschema nachgewiesen werden.
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/93&oldid=- (Version vom 12.5.2022)