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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 4. Jg 1935, Heft 2


„Cent ans avant Stevin et avant Galilée Léonard établit... la chute d’un corps qui suit la pente,... d’un plan incline [1]. Leonardo gibt eine exakte Berechnung der Zeit des Falles auf der schiefen Ebene. Es „steht ausser Zweifel, sagt Hermann Grothe schon 1874, dass Leonardo bereits am Ende des 15. Jahrhunderts viele mechanische Gesetze klar und deutlich aufgestellt hatte, und sie geben Leonardo... mindestens die gleiche Bedeutung für die Mechanik, wie man Stevinus sie beilegt, zudem — die Priorität[2].

Leonardo da Vincis Pionierarbeit auf dem Gebiete der vergleichenden Anatomie beruht auf der Erkenntnis, dass die Funktionen des tierischen Körpers, sowie die Bewegungen seiner Gliedmassen den Gesetzen der Mechanik unterworfen sind. "Die ganze Welt, auch die belebte, steht unter den Gesetzen der Mechanik; die Erde ist eine Maschine, und der Mensch ist es auch. Er fasst das Auge als eine "camera obscura" auf..., er bestimmt den Punkt, wo die zurückgeworfenen Strahlen sich kreuzen"[3].

In der Aerodynamik gibt er eine mechanische Theorie des Luftdruckes. "Plus étonnantes sont les expériences sur le frottement et les lois qu’il sut en déduire... Ainsi, deux siècles avant Amonton (1699), trois siecles avant Coulomb (1781), le Vinci avait imaginé leurs expériences et en avait fixé à peu près les mêmes conclusions [4]. In der Hydrodynamik und Hydrostatik entdeckt Leonardo die grundlegenden mechanischen Gesetze der Flüssigkeiten. "Il faut rectifier sur ce point l’histoire de la science positive." Leonardo "a l’idée nette de la composition moléculaire de l’eau...; un siècle et demi avant Pascal, il observe les conditions d’équilibre de liquides placés dans des vases communicants[5]. In der Hydrodynamik : "Plus de cent ans avant le traité de Castelli

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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 4. Jg 1935, Heft 2. Librairie Felix Alcan, Paris 1935, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_-_Jahrgang_4_-_Heft_2.pdf/11&oldid=- (Version vom 10.1.2023)
  1. Séailles, a. a. O., S. 229. — Ähnlich Eug. Dühring, Kritische Geschichte der Prinzipien der allgameinen Mechanik, Leipzig 1887, S. 12/17.
  2. Leonardo da Vinci als Ingenieur und Philosoph. Berlin 1874, S. 21; vgl. S. 92. — Ähnlich M. Herzfeld, Leonardo da Vinci, Leipzig 1904, CXIII. — Der Einfluss der italienischen Wissenschaft lässt sich bei Stevin auch auf anderem Gebiet nachweisen. Führte er doch in Holland die italienische Buchführung ein, deren Anfänge in Florenz auf das Buch von Luca Paceioli (1494), des Freundes Leonardos zurückreichen (Vergl. E. L. Jäger, Luca Paccioli und Simon Stevin, Stuttgart, 1876).
  3. {{SperrSchrift|M. Herzfeld a. a. O., CXXII, CXV.
  4. {{SperrSchrift|Séailles, a. a. O. S.231.
  5. a. a. 0. S. 232/34. — Leonardo schreibt: "Le superficie di tutti i iquidi immobili, li quali infra loro sieno congiunti, sempre sieno d’equale altezza", unabhängig von der Weite und Gestalt der Gefässe und zeigt, dass die Höheder Flüssigkeitssäulen zu dem Gewichte (Dichtigkeit) derselben im umgekehrten Verhältnis stehe. (Vgl. A. Heller, Geschichte der Physik, Bd. I, S. 242).