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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 4. Jg 1935, Heft 1

Arbeitern liege; heute gebe es kaum noch eine Meinungsverschiedehheit darüber, dass sie in der Hauptsache der kapitalistischen Betriebsweise zugeschrieben werden müsse. Dies sei eben die objektive Arbeitslosigkeit, der gegenüber die subjektive, die auch Mangel in Fähigkeit und Willen in sich enthält, von geringer Bedeutung sei. Die wirkliche Arbeitslosigkeit als Massenerscheinung bezeichnet der Verfasser auch als strukturelle, und diese bildet für ihn die Grundlage, auf der das Recht auf Arbeit sich aufbaue: es sei eben die Konjunktur, worin jene beruhe, und diese stelle als konstruktiv verbunden mit dem kapitalistischen System sich dar. Der Verfasser setzt sich noch mit anderen Meinungen auseinander, die in ihren engen Grenzen richtig genug seien, z. B. dass die vorübergehende Erscheinung eines Überangebots auf dem Arbeitsmarkt als Folge rascher Vermehrung der Arbeiterklasse vorkomme. Eine ausführliche ökonomische Analyse schliesst sich an, die das bisherige Argument zusammenfasst und die Macht des Kapitals wie die Abhängigkeit in noch helleres Licht setzt, Mehr noch ist dem Verfasser gelegen an der dann folgenden soziologischen Analyse. Er geht hier ein auf das Zusammenarbeiten und dessen verschiedene Rationalisierung. Er gebraucht auch hier die Begriffe Gemeinschaft — wofür er das norwegische Wort "samfund" einsetzt — und Gesellschaft (selskap). Daraus — betont der Verfasser — dass das Zusammenarbeiten zwischen Klassen, wie es auf Ethik und Gemeinschaftsgeist gegründet war, gewichen und an seine Stelle Kampf zwischen den an der Produktion teilnehmenden soziologischen Gruppen getreten sei, müsse man erkennen, dass dadurch die arbeitende Klasse in eine noch schwierigere Lage als früher geraten ist. Die Zahl der Eigentumslosen sei gestiegen und damit auch die Chance für die Zunahme der Arbeitslosigkeit gewachsen — die berufene industrielle "Reservearmee" sei die Folge davon ; diese rühre aber auch von dem Umstande, dass sonst noch so viele Arbeiter in der einen oder anderen Weise mit dem Boden verknüpft waren, was allmählich selten, also eine Ausnahme, wurde. Zum Schlusse dieses Kapitels rühmt der Verfasser die englischen Versuche, städtische Arbeiter aufs Land zurückzubringen. Ich glaube, dass er von der Bedeutung und den Erfolgen dieser Versuche eine etwas zu hohe Vorstellung gewonnen hat.

III.

Im vierten Kapitel wagt nun der Theoretiker sich an eine Begründung des Rechts auf Arbeit. Und zwar stellt er die plilosophisch-ethische Begründung an die Spitze. Er scheint mir dadurch in einen Widerspruch zu seiner früheren Ablehnung des

Empfohlene Zitierweise:
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 4. Jg 1935, Heft 1. Librairie Felix Alcan, Paris 1935, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_-_Jahrgang_4_-_Heft_1.pdf/73&oldid=- (Version vom 5.10.2022)