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Die jetzigen Bewohner derselben sind keine Menschenfresser mehr. Ein alter Kannibale, der den Reisenden mittheilte, daß er selbst noch dabei gewesen sei, als 30 Menschen auf einmal verzehrt wurden, fand das Verlassen dieser Sitte höchst unverständig. Uebrigens hat sich einmal der eigenthümliche Fall ereignet, daß ein Mädchen, die gefangen und von den Kannibalen am Leben gelassen war, um das Weib eines derselben zu werden, nach ihrer erfolgten Loskaufung freiwillig wieder dorthin zurückkehrte. Characteristisch für die Geringschätzung und Rohheit dieses Menschenschlages gegenüber dem menschlichen Leben ist auch der Zug, daß als Köder in die Fallen zu dem Löwenfange kleine Kinder gesetzt wurden, um durch ihr Wimmern die Löwen anzulocken. Der alte Häuptling Moshesh, zu dessen aus mehreren Nationalitäten gebildetem Stamme diese einstigen Menschenfresser gehörten, hat alles gethan, um die unmenschliche Sitte zu unterdrücken, und hierin auch Erfolg gehabt, da sich das Volk dem Ackerbau zuwendet.

Dr. Bleek fügt folgendes über die Quellen hinzu, die man über den Kannibalismus nachschlagen kann: Obenan steht Arbousset et Dumas’ Relation d’un Voyage d’exploration au Nord-est de la Colonie du Cap de Bonne-Espérance; entrepris dans les mois de mars, avril et mai 1836 (Paris 1842), Cap. 7, S. 105–123, in der englischen Uebersetzung von Dr. Brown p. 52–61, jedoch in letzterer ohne die Abbildungen des Originals, welche das Portrait eines Kannibalen enthalten. In der dem Original beigegebenen Karte sind die Wohnplätze der Kannibalen nordöstlich von Thaba Masigo angegeben. Ein kurzer Bericht findet sich auch in Soloman’s two lectures on the native tribes of the interior (Capetown 1855) p. 62–64. Nach dem letzten Schriftsteller sind es vier Stämme, welche dem Kannibalismus zugethan waren, zwei Betshuana-Stämme (Bafukeng oder Ba-hukeng und Ma-katla) und zwei Caffern-Stämme, nämlich Ba-makakana und Ba-matlapatlapa. Es scheint, daß diese Stämme erst Menschenfresser geworden sind durch die Kriege, die diese Theile von Afrika vor etwa 50 Jahren verwüsteten. Man kann nicht bezwelfeln, daß wenn erst der Appetit nach Menschenfleisch rege geworden ist, diese Unsitte auch weiter bestehen blieb, selbst wenn die dringende Nothwendigkeit nicht mehr vorlag. Dies ist um so auffallender in einem Lande, das nach den Berichten nicht nur zum Ackerbau sehr wohl geeignet ist, sondern auch an Wild Ueberfluß hatte. Es ist indessen möglich, daß der Kannibalismus in diesen Gegenden viel älter ist, wenigstens haben die Ueberlieferungen der Zulus und Betshuanen zahlreiche Andeutungen von Kannibalen, welche in Zulu A-ma-zimu und in Betshuana Ma-zimo genannt werden. In einigen der interessanten Ammenmärchen der Zulu spielen die Menschenfresser dieselbe Rolle wie die Hexen und Riesen in Europa. In einer derselben wird erzählt, wie ein Gefangener seine eigene Mutter statt seiner auffressen läßt. Manche von diesen Geschichten sind sowohl den Zulu als den Betshuanen gemeinschaftlich.

Folgendes ist eine Auslassung über die A-ma-zimu oder Menschenfresser, wie sie in Zulu Dr. Callaway von einem Eingebornen dictirt wurde: Die A-ma-zimu verließen die andern Menschen, um in den Bergen zu leben, das Land war öde, eine Hungersnoth zwang sie, Menschen zu essen, die sie zu diesem Zwecke fingen. Hieraus entstand der Name A-ma-zimu, der so viel bedeutet, als ein Feinschmecker, gefräßig sein. Mit der Zeit verloren sie die Aehnlichkeit mit

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 4. Band (1869). Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/386&oldid=- (Version vom 1.8.2018)