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widersprechend gefunden haben, und ich hätte noch einmal vergessen können, daß ich elend war; aber sie war aufgezeichnet von Dem, der unsere Tage in sein Buch schreibt. Ich befand mich gleich Einem, der von schweren Träumen erwacht; ich erholte mich und sang ein Lied auf den Geburtstag des König. Mit diesem Tage wandte das Glück seine Stirn mir zu, ich lebte bis zur Zeit der blühenden Rosen in einer tiefen Ruhe, meine Tage wurden durch zufällige unerwartete Geschenke gramlos gemacht. Der 5. Juli brachte einen Theil des Fouqué’schen Corps zurück und gab mir Einquartirung. Ich empfing Den, nach dem ich mich nenne, mit allem Anstand einer Gattin; die Kriegsrüstung, die Munterkeit, mit welcher er sie trug, und der Gedanke, welchem Könige er diente, verschaffte ihm Achtung mehr als jemals. Ich glaubte sein veränderter Stand, die halbjährigen Beschwerden und die Art von Mangel würden viel zu meinem Besten gethan haben; das Übrige hoffte ich durch Güte zu heben. Ich ging mit ihm auf die öffentlichen Spazirgänge, ich that Alles, was er wünschen konnte, um ihm Vergnügen zu machen, und dennoch hieß ich stolz. Es lagen Preußen und Russen bei der Festung umher, es ward große Theurung, ich gerieth in Schulden, der Winter kam in drohender Gestalt, und ich sah keinen Ausweg meiner labyrinthischen Sorgen; ganz allein trug ich sie, denn mein Mann war unbekümmert. Der König schlug bei Torgau; mit dem Glücke des Krieges wandte sich zugleich das Glück meiner Muse; sie ward, meinen Sorgen zum Trotz, munter, und in meinem Herzen redete eine Hoffnung, der ich keinen Namen zu geben wußte. Der 12. Nov. nahm mir meinen Gast; die Krieger marschirten, und nun sang ich den Sieg bei Torgau. Dieses Lied flog mir voran in die glückselige Gegend, wohin ich bestimmt war. Ich sang den Bruder des Königs, den Prinzen Heinrich, der sich in Glogau befand; ich schien ganz Geist zu werden, aber ich bebte noch immer vor der Zukunft. Es war an meinem Geburtstage, als mitten unter den Danksagungen, die ich Gott opferte, ein Bedienter hereintrat und mir ein kleines Billet gab, geschrieben von der Frau Generalin v. Wreech; dieser Dame war ich Antwort schuldig geblieben, und sie ließ mich durch den Freiherrn v. Kottwitz daran erinnern. Ich kannte den Bruder dieses musterhaften Edelmanns, ihn aber nicht; er ließ mich zu sich rufen und sagte mir die Grüße der Generalin. Ich sollte ihm eins von meinen Gedichten sagen und wußte keins als: „Klagen einer Witwe“. Sie gefielen ihm, er schenkte mir eine Tabatiere und reiste nach Breslau; ich war ganz Freude über das Geschenk und fand nach 3 Tagen ein Goldstück unter dem Tabak. In einer Art von Enthusiasmus setzte ich mich, sang das Gemälde der Dose und schrieb dem Baron, ohne zu wissen, was ihm der General ins Herz gegeben hatte. Er kam zurück, ließ mich holen und fragte, ob es mir gefiele, in seiner Equipage nach Berlin zu reisen; er wolle für mich und meine Kinder sorgen; er glaube, daß hier mein Genie unter Sorgen der Nahrung erstickt, und daß es in der großen berlinischen Welt mehr hervordringen werde. Ich erstaunte! Also erstaunte vormals einer von den Aposteln, als durch die eisernen Thüren des Kerkers ein glänzender Seraph sich schwang, seine Ketten anrührte, sie herabfallen machte und ihn folgen hieß. Ich glaubte in irgend einen schmeichelnden Traum gesunken zu sein; ich taumelte zu meinem kranken Freunde, dem Hofprediger Döbel, empfahl ihn dem helfenden Gott und mich seiner Freundschaft. Unter dem Glückwünschen aller meiner Freunde verließ ich Glogau und segnete noch die Häuser

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Anna Louisa Karsch: Leben der A. L. Karschin, geb. Dürbach. F. A. Brockhaus, Leipzig 1831, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitgnossen_3_3_Karsch.djvu/025&oldid=- (Version vom 1.8.2018)