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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242

deutlich bei seinen Angaben über Wettermachen und das Entstehen sogenannter unvollkommener Tiere hervor. Thomas von Aquin spricht sich dahin aus, dass beim Wettermachen zu unterscheiden sei zwischen der vollkommenen, nur Gott zustehenden Beherrschung der Witterung, und der auf einem kleinen Raume seitens der Dämonen durch künstliche Mittel zu stande gebrachten Witterung. Winde, Regen u. dergl., so etwa sagt er, entstehen aus Dämpfen und Wasser; um sie zuweilen aussergewöhnlich irgendwo hervorzurufen, reicht die Naturkenntnis der Dämonen aus (Naturalis virtus daemonum sufficit).[1] Unvollkommene Tiere, Frösche, Schlangen u. s. w. können aus der Gährung oder Fäulnis (putrefactio) sich entwickeln.[2]

Unzweifelhaft war es ein Unglück für die Sache, dass Thomas von Aquin dem Glauben an Incubus-Kinder, Wettermachen und Urzeugung, in den beiden letztern Punkten gestützt auf Aristoteles, den Glanz seines Namens lieh. Dass der in der Theorie der Erzeugung von Incubus-Kindern zu Tage tretende ekelhafte Aberwitz vom Ende der Römerherrschaft ab auf mehr als ein Jahrtausend hinaus gläubige Anhänger finden konnte, dies darf man als eine der rätselhaftesten Erscheinungen in der an Rätseln aller Art so reichen Geschichte des Hexenwahns bezeichnen.[3] Erklärlicher sind die Anschauungen über das Wettermachen und die Entstehung kleinerer Tiere.


  1. Vollständiger Wortlaut bei Soldan-Heppe a. a. O. Bd. I, S. 143. Dort auch der Nachweis, dass Thomas von Aquin an die Macht der Dämonen, dem Zweck der Ehe schaden zu können, glaubte. P. Binsfeld l. c. p. 202 weist bezüglich der Entstehung von Wind und Wetter auf Aristoteles (libri meteorologici) und auf den auch von Thomas von Aquin scharf hervorgehobenen motus localis hin.
  2. P. Binsfeld l. c. p. 171: Thomas von Aquin und andere, nebst der Lehre des Aristoteles citiert. Ich übergehe die vielfach verbreitete Theorie, dass die Teufel Keime (semina) lebender Wesen aus allen Teilen der Welt sammeln, um gegebenen Falls, ohne einen ihnen unmöglichen Schöpfungsakt, durch Hülfsmittel natürlicher Art aus den Keimen lebende Wesen zu entwickeln.
  3. Aus den niederrheinischen Hexenprozessen ist mir kein Fall bekannt, in dem von Incubus-Kindern, deren Vorkommen auch der Hexenhammer erwähnt, die Rede gewesen wäre. Dass man stellenweise Martin Luther für einen Sohn des Satans hielt, folgt aus J. Wieri, opera omnia p. 240: De Martini Lutheri ortu daemoniaco. Vielleicht haben die bei Geburten zuweilen in die Erscheinung tretenden Missbildungen den Glauben an Elbenerzeugungen gestützt. Über einen fabelhalten Geburtsfall (Zauberei) in Heinsberg im April 1598 vgl. Materialien zur geistl. und weltl. Statistik des niederrh.-westf. Kreises. 1781/83. Jahrg. 1, S. 347 ff. Vgl. auch O. Snell, Hexenprozesse und Geistesstörung 1891, S. 103 f.
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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242. Düsseldorf: Ed. Lintz, 1898, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zauberwesen_und_Hexenwahn_am_Niederrhein.djvu/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)