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Fast alle wandten sie sich ab oder blickten zu Boden, um Käthe das Vorbeigehen zu erleichtern, bevor die Untersuchungskommission aus dem nahen Häuschen zurückkam.

Zitternd wankte sie noch einige Schritte weiter und taumelte hin und her, wie betrunken.

Auch die Männergestalten sah sie nicht mehr, so dunkel war es ihr und so drehte sich ihr alles vor den Augen.

Plötzlich streckte sie die Arme aus und sank lautlos auf die feuchte Erde, dicht vor die Füße des Polizisten, der die Kindesleiche in der Hand hielt.

Gleichzeitig wurde die Tür des Nachbarhäuschens geöffnet und heraus trat der Kommissar mit zwei Ärzten. Zwei Beamte blieben noch im Häuschen zurück, um nähere Erkundigungen einzuziehen.

Der Kommissar sah zuerst die mitten im Wege liegende Ohnmächtige und eilte sofort zu ihr die Holztreppe hinunter, um ihre kalte, starre Hand zu ergreifen und sie heftig hin und her zu zerren.

Dabei verschob sich der zerlumpte Pelz und entblößte ihre nackten Arme und Schultern. Sofort röteten sich die bleichen, großen Ohren des Kommissars und entfalteten sich wie zwei Fächer: er witterte für sich willkommene Beute und wollte sie nicht so leicht wieder loslassen.

Wer weiß, dieser Fall konnte ihm vielleicht zu der längst ersehnten Beförderung verhelfen.

Daher schweifte der Blick seiner kleinen hellgrauen Augen unaufhörlich von der Kindesleiche

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/459&oldid=- (Version vom 1.8.2018)