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Nein! Sie gehe ja nicht den gewöhnlichen Weg nach der Lehmgrube, sondern einen ganz anderen, auf dem ihr gewiß keine Menschenseele begegnete, da sich mittags dort auch die Arbeiter nicht mehr herumtrieben.

Kopfschüttelnd gab die Mutter der altklugen Tochter nach. Ein Weilchen noch lauschte sie, wie diese ihren Walzer pfiff, während sie sich durch das Gebüsch hindurch drängte. Durch das offene Fenster schallte das schrille Pfeifen, bis es allmählich in der Ferne verstummte.

Dies also war das Grabgeläute für das Kind, welches, in der Nacht gestorben, dort verscharrt wurde, wie ein Hund am Kreuzwege!…

Unterdessen öffnete die Hebamme die Kommode, zog aus der Tasche die drei Papiergulden, dieselben, die ihr Mary gegeben, und schob sie in einen blauen Strumpf, in dem das ersparte Geld klirrte.

Dann versteckte sie lächelnd den Strumpf unter einem Stoß Wäsche, verschloß sorgfältig die Kommode und verfertigte in aller Eile aus schwarzem Papier einen ganzen Vorrat von Trauermalven.

Jetzt konnte Mary ruhig kommen.

Die Leiche habe sich nicht länger gehalten, würde man sagen. Daher habe man sie in den Sarg gelegt und begraben.

Nach dem frischen Grabe zu sehen, dazu hatte Mary keine Zeit. Später wird sie es ganz vergessen und ihre drei Gulden kommen Finas und Madis Mitgift zu gute!…

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/453&oldid=- (Version vom 1.8.2018)