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Die Hebamme warf, noch bemüht, Käthe zu ermuntern, nur einen Blick auf das Kind und fällte mit einer beredten Armbewegung über dasselbe ihr entscheidendes Urteil.

Sofort schritt Madi zu ihrer in solchen Fällen gewohnten Hantierung:

Nachdem sie die rechte Hand in Wasser getaucht, näherte sie sich dem sterbenden Kinde und besprengte dessen Köpfchen mit den Worten: „Ich taufe dich, Maria, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen!“

Das Kind öffnete die blauen Äuglein und starrte an die Stubendecke.

Dann schloß es langsam die Lider, atmete noch einmal auf mit der kleinen Brust und wieder schwebte eine Seele zurück in das Reich des ewigen Geheimnisses.

Das in der Ecke noch glimmende Lämpchen warf seinen matten Schein auf die kleine Leiche, die starr und fahl auf Käthes Bettdecke lag.

Inzwischen zog der letzte Schwarm starkbezechter Sonntagsgäste drüben auf dem Walle mit lautem Gesang und Gelächter vorüber.

Deutlich vernahm man darunter die Stimme Johanns, des berauschten – Vaters, die mit heiserem Klang in das Stübchen drang, wo sein totes Kind lag und die vor Schmerzen noch immer bewußtlose – Mutter

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/448&oldid=- (Version vom 1.8.2018)