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höhnte er achselzuckend. „Dies Kind ist doch nur deine Sache! Behalt es oder nicht, das macht mich nicht warm und nicht kalt!“

Jetzt konnte sie sich doch nicht länger täuschen über seine in diesen Worten ausgesprochene Gesinnung und wie Schuppen fiel es ihr von den Augen.

Nichts hören wollte er von dem Kinde, dessen Vater er war! Auf sie allein also sollte dies Wesen fallen, welches ihr in diesem Augenblicke fast den Schoß zerreißt, wie verzweifelt, als fühle es, daß der leibliche Vater sich von ihm lossagte und ohne Erbarmen es hinausstoßen wollte in die Welt!

Dieser plötzliche Übergang aus der Freude in die Enttäuschung versetzte sie in wahnsinnige Wut.

Wieder riß sie das Tuch herab von den Schultern, packte Johann am Arm und starrte ihm mit großen Augen gerade in das Gesicht.

Alle Qualen, die sie schon erlitten und noch zu erwarten hatte, verkörperten sich in diesem Manne, der deren alleinige Ursache war.

Ein Weilchen stand sie schweigend vor ihm. Dann reckte sie sich plötzlich kerzengerade. Aus den Augen zuckten ihr düstere Blitze und der weitgeöffnete Mund zeigte zwei Reihen scharfer Zähne.

Unbeugsamer Trotz sprach aus ihrer ganzen, sonst so sanften und fügsamen Gestalt.

„Wie?“ schrie sie laut. „Du sagst, das Kind geht dich nichts an und macht dich nicht kalt und nicht warm? Wie kommst du dazu?“

Entsetzt über ihren Gesichtsausdruck starrte er sie

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/442&oldid=- (Version vom 1.8.2018)