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Und so sollte auch ihr Kind sich unter den Menschen herumstoßen?

Urplötzlich kam ihr der Gedanke an ihren möglichen Tod, zumal da man gestern erst die Leiche eines kräftigen, gesunden Mädchens hinausgetragen, welches zwei Stunden nach der Geburt eines toten Kindes im Hause gestorben war.

Sollte auch sie hier so umkommen, wie ein Hund, ohne Priester und Gebete und vielleicht ihr lebendes Kind schutzlos der menschlichen Gnade überlassen müssen?…

Gleichzeitig erwachte in Käthe auch der Wunsch, Johann noch einmal wiederzusehen und ihn darum zu bitten, er möge sich des Kindes für den Fall ihres Todes annehmen.

Als sie dies Mary anvertraute, die sie ab und zu besuchte, lachte diese sie aus: „Diese Angst hat jedes Weib. Das ist eine alte Geschichte. Drum sei nicht so töricht und rege dich nicht auf. Die Alte hier allein schon läßt dich nicht sterben. Sie ist mit allen Hunden gehetzt und versteht nur zu gut ihr Geschäft! Weiß sie doch, daß, wenn du stirbst, niemand deine Schulden bezahlt. Ebenso, wie sie dich gemästet, wird sie dich auch vor allem Übel bewahren!“

Als Käthe schwieg, obgleich sie durchaus nicht überzeugt war, dachte Mary noch ein Weilchen über den Wunsch der Freundin nach und fuhr dann fort: „Du wirst dir doch nicht die Augen aussehen nach diesem Schufte, der dich so ins Unglück stürzte? Ja, ja, ich kenne dich. Nur angeblich willst du über

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/431&oldid=- (Version vom 1.8.2018)