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da sie es immer übertrieb, den armen Kindern wahre Tantalusqualen.

Erkrankte eines von ihnen, so versuchte sie an ihm all ihre Hausmittel, auf die sie volles Vertrauen setzte.

Bei solcher Behandlung, oft mit giftigen Tränken, die sie den Kindern mit Gewalt einflößte, war es fast als ein Wunder anzusehen, daß die armen Wesen ihr elendes Dasein noch so mit hingeschleppt hatten.

So glichen sie Gliederpuppen, auf Gnade oder Ungnade einem halbwüchsigen Mädchen überlassen, oder jungen Hunden, gefüttert mit Küchenabfällen, an der Leine geführt und gebettet auf halbverfaulter Streu, welche die Luft verpestete.

Oft erhob sich unter den Lumpen hervor, welche die Bettdecke vorstellen sollten, ein Köpfchen, geschmückt mit den Haarwickeln, welche Madi ihm tags vorher in übermütiger Laune gedreht hatte.

Frau Schmaglow übernahm auch die Unterbringung der in ihrem Hause geborenen oder aus der Stadt dorthin gebrachten Kinder.

Dann erschienen, wie auf Beschwörung, unheimliche Bauernweiber mit eingesunkener, welker Brust, deren Nahrung längst versiegte. Und trotzdem übergab sie ihnen ohne Bedenken die ihr anvertrauten Kinder zur Pflege und feilschte mit ihnen über die Bezahlung, die zur Hälfte meist in ihre Tasche fiel.

Dann entfernten sich die Weiber mit den weinenden Kindern und einem Paketchen Zucker oder auch Kaffee, um sich nur ab und zu mit den abgemagerten,

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/424&oldid=- (Version vom 1.8.2018)