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Ab und zu nur nahm sie es auf den Arm und schwang es hoch, wie eine Puppe und sang dabei irgend einen Wiener Gassenhauer.

Die beiden anderen Kinder halfen sich so gut sie konnten und krochen bleich und blutarm im Hause herum mit ihren Kartoffelbäuchen und kürbisgroßen Köpfen.

Den ältesten dreijährigen Knaben hatte die Mutter längst vergessen. Sie war aus der Stadt gekommen und nach der Geburt des Kindes dahin zurückgekehrt und hatte dann nichts mehr von sich hören lassen. Als Tochter irgend eines Handwerkers hatte sie sich gewiß später verheiratet, um eine musterhafte Familienmutter zu werden…

Frau Schnaglow war öfters in ihrer Art höchst ärgerlich über die ihr aufgebürdete Last, obgleich sie sich so gut wie garnicht um das Kind kümmerte.

Still und schüchtern, nährte dasselbe sich hauptsächlich von Knochen- und sonstigen Abfällen und aß alles, was es irgendwo an der Erde fand, wie ein herrenloses Hündchen. Niemals erinnerte es an das Essen, als fühle es, daß es in diesem fremden Hause weder einen Platz am Tische noch ein Recht dazu habe.

Niemals lachte dieses bleiche Kind mit den großen blauen Augen und immer verkroch es sich in die dunkelsten Winkel, nur um Fina nicht zu begegnen, die es förmlich haßte.

Als es einst, auf der Treppe herumkriechend, sich an ihrem Kleide festhielt, während jene „Martin, das

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/422&oldid=- (Version vom 1.8.2018)