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Allmählich wunderte sich Käthe über nichts mehr, was um sie her vorging.

In den ersten Tagen ging sie wie irrsinnig herum und stieß alle Augenblicke an irgend ein bleiches, kränkliches Weib, welches im Hause umherschlich, sogar in der Nacht.

Oft auch waren es mehrere, wie eine ganze Prozession mit den Fahnen des Unglücks und des Elends.

Nicht selten auch erschienen feine Damen, umweht von Heliotropenduft, das Antlitz hinter dichtem Schleier bergend. Beim Überschreiten der hohen Schwelle rafften sie die rauschenden Seidenkleider auf und die gelben Sommerstiefelchen schillerten wie Falterflügel auf dem dunklen Hausflur.

„Liebste, einzige Frau“ nannten sie die Schnaglow, und mit zitternder Stimme verabschiedeten sie sich von ihr mit freundlichem „Auf Wiedersehen!“ wünschten aber gewiß nichts sehnlicher, als niemals in dies kleine Haus zurückkehren zu brauchen.

Frau Schnaglow geleitete sie stets bis zur Holztreppe, um, sich fast bis zur Erde verneigend, mit zischender Stimme ihnen nachzurufen: „Seien Sie ganz unbesorgt, Gnädige!“

Mit den ärmeren Weibern gab sie sich weniger Mühe.

Manch bleiches, abgehärmtes Mädchen wies sie ohne Erbarmen von der Tür.

„Bei mir ist doch kein Spital!“ rief sie dann, bereitete schnell einige Pulver und schüttete sie in die bereit gehaltenen Kapseln.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/416&oldid=- (Version vom 1.8.2018)