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Hause lief. Du aber würdest ebenso zittern; denn das Wasser ist so schwarz wie Schuhwichse und man erschrickt schon, wenn man es nur ansieht!“

Käthe bestritt das nicht; Mary hatte gewiß ganz recht. Man spricht so gern vom Tode; wenn’s aber soweit kommt, schreckt man davor zurück. Sicher hätte auch sie nicht den Mut, ins Wasser zu springen, wenn ihn nicht einmal Mary hatte.

Mit praktischem Sinn überlegte Mary, was wegen Käthes Zukunft zu tun sei.

Durchaus wollte sie dieser Unglücklichen helfen, die zermartert und zitternd hinter der Haustür lag.

Nachdem sie sich über den Stand ihrer Kasse und alles Übrige befragt, kam ihr plötzlich ein Gedanke in den Sinn, der sich jetzt als einziger Rettungsanker erwies. Mit strahlendem Blicke rief sie: „Weißt du was? Ich führe dich zu Frau Schnaglow.“

„Wer ist das?“

„Eine ganz ordentliche Frau, die dich aufnimmt und verpflegt in den Wochen. Komm nur, sie wohnt nicht weit von hier!“

„Ich kann sie aber doch nicht bezahlen.“

„Ach, du Närrin! Das bezahlen allein die Herrschaften. Wir gehen auf Pump. Sobald du wieder gesund bist, wirst du irgendwo Amme und wer dich mietet, bezahlt deine Schulden. Verstanden?“

Ja! Jetzt leuchtete Käthe alles ein.

Daß sie Schulden machte, war Nebensache, wenn sie nur wieder ein Dach fand und ein Stück Brot und eine Windel für das Kind.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/408&oldid=- (Version vom 1.8.2018)