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„Sei doch nicht so dumm! Ich will dich ja heiraten!

Diese Flüsterworte schienen ihr noch unter der Wölbung des Hausflurs in der Luft zu schweben, dieselben, die sie damals umwehten zugleich mit seinem heißen Atem und die sie willenlos machten gegenüber seinem Willen…

Mitleidig neigte sich Mary über die Weinende und hörte geduldig die ganze Wahrheit mit an.

Käthe beichtete ihr nach und nach all ihr Elend und war glücklich, endlich jemandem all ihr Leid klagen zu können. Sogar ihren Zustand verhehlte sie nicht vor Mary, die diese Nachricht als ganz selbstverständlich aufnahm.

„Wie konnte es auch anders kommen?“ fragte sie mit naiver Rücksichtslosigkeit. „Das ist einmal die Strafe für jede, die sich nicht ordentlich aufführt.“

Und nach einigem Nachdenken fuhr sie fort: „Und was gedenkst du jetzt zu tun?“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Käthe achselzuckend. „Ich müßte denn ins Wasser gehen. Denn ich habe keinen Anhalt mehr und weiß nicht, wo ich mein Haupt niederlegen soll.“

„Ins Wasser?“ rief Mary, „du bist wohl nicht klug? Das würdest du doch nicht tun?“

„Weshalb nicht?“

„Aus Furcht! Ich stand auch schon einmal am Teiche, weißt du, da draußen – mich ergriff aber solche Angst, daß ich spornstreichs wieder nach

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/407&oldid=- (Version vom 1.8.2018)