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Auch der Künstler saß düster und abgespannt auf einem Holzschemel. Das Unwetter zog sich in die Länge und wirkte ungünstig auf seine Nerven.

Ein Weilchen sah er Käthe an, dann nahm er die nassen Lappen, die seine Karyatide bedeckten.

„Du kannst schon gehen“, hob er an, seine Arbeit wieder verhüllend. „Wiederzukommen brauchst du auch nicht: du bist nicht mehr nötig!“

Nicht mehr nötig!

Allerdings! Welch kühle Abfertigung aber, nachdem er ihren Körper, den besten Teil ihres Wesens, so ausgenutzt!

„Jetzt kannst du gehen, bist nicht mehr nötig!“

Alles ließ sie hier zurück, das Schönste, was sie besaß als Bettlerin.

Ihr Körper wird ihm Ruhm einbringen, wer weiß, vielleicht auch eine Menge Geld. Sie aber, das Gerippe, das Gerüst, auf dem er sein Kunstwerk aufgestellt, – kann gehn, ist nicht mehr nötig!…

Schweigend wollte Käthe sich entfernen.

Wieder entging ihren Händen der Verdienst, den sie erwartet. Denn der Bildhauer hatte offenbar nicht die Absicht, seinem Modelle die so prahlerisch versprochenen drei Groschen für jede Sitzung auszuzahlen.

Ruhig saß er da und trällerte eine Walzermelodie vor sich hin.

„Komm auch nicht mehr hierher über Nacht“, fügte er hinzu. „Der Hausverwalter hat dich gesehen und

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/402&oldid=- (Version vom 1.8.2018)