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Zuerst trat der Mann mit seltsamem, fast krampfhaftem Lächeln einige Schritte vor, und streckte, wie der Herr der Schöpfung, die Hand aus nach dem Wesen, welches, wie er sich vorgenommen, ihm zur Beute fallen sollte.

Sie aber hüllte sich hastig in ihre Lumpen und versuchte mit beiden Händen den Angriff abzuwehren. Ihre sonst etwas trivialen Gesichtszüge verschwanden vor dem Ausdrucke des Zornes und des Abscheues, der sie verzerrte. Die ganze Verachtung, die sich in ihrem kurzen, aber traurigen Leben angesammelt, prägte sich in den sonst halberloschenen Augen aus.

So blickte sie ihm starr in das Gesicht und nervös zuckten ihre Lippen. Fast glich sie einer Löwin, die auf den Jäger losstürzen will, um ihn abzuwehren.

Der Student jedoch beachtete dies gar nicht. Das Blut stieg ihm zu Kopfe und benahm ihm beinahe die Besinnung. Blindlings stürzte er auf sie los, um sein Ziel zu erreichen…

Doppelte Kräfte verlieh ihm die Leidenschaft. Hastig ihre ausgestreckten Arme beiseite schiebend, preßte er sie an sich.

Jetzt begann ein entsetzlicher Kampf, wie auf Leben und Tod, der schmachvollste, den je ein Mann zu führen vermag und bei dem das Blut in den Adern zu Eis erstarren müßte.

Während das Weib sich selbst, das eigene Ich, seinen Körper und alles, was noch sein Eigentum war, verteidigte, schlug der Mann die Unglückliche

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/399&oldid=- (Version vom 1.8.2018)