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„Sooo? Das ist etwas anderes! Und ist das Ihre –“

Hier brach er ab, als wolle er sich die Lippen nicht beflecken mit dem Worte „Geliebte“, während seine dünnen Nasenflügel zitterten und die Hände nervös am Paletot zupften.

„Wieso?“ erwiderte achselzuckend der Künstler. „Sie wissen doch, daß ich so etwas nicht liebe, sondern stets nur platonisch. Übrigens, wenn Sie wollen, können Sie das Mädchen mitnehmen, obgleich mir scheint, als würden Sie jetzt mit ihr sich eine unnötige Sorge aufbürden.“

Schnell öffnete Käthe die Augen.

O, sie verstand recht gut, was die beiden soeben von ihr sprachen. Woher hatte der kleine Bildhauer das Recht, sie diesem Herren anzubieten, der sie so boshaft anblickte? Arm und hungrig war sie allerdings und ließ sich sogar in dieser Not als Modell verwenden. Aber nimmermehr würde sie sich auf solch ein schändliches Anerbieten einlassen.

Der Kritiker jedoch besänftigte sofort ihre Aufregung, indem er, sich von ihr abwendend, ausrief: „Pfui! Das ist mir zu schmutzig. Ich lasse mich nicht mit dem Pöbel ein. Wozu sind die – Damen da?“

Er ließ sich, den Zylinder schiefer setzend, auf einem Steinblock nieder und pfiff, die Beine übereinanderschlagend, einen Walzer aus einer Operette.

Jetzt trat eine lange Pause ein.

Käthe fiel beinahe um vor Müdigkeit, wagte aber doch nicht, sich zu rühren. Daran hinderte sie die

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/389&oldid=- (Version vom 1.8.2018)