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blinkte mattes, unsicheres Lampenlicht mit ungesundem, wie bleichsüchtigem Glanz und rötlichem oder bläulichem Schatten.

Dort erwachte jetzt jenes künstliche Scheinleben, um kaum einige Nachtstunden zu überdauern und ohne jemand etwas zu nützen.

Noch immer hockte der Taubstumme zu Käthes Füßen, aber ohne sein übermenschliches Kreischen. Nur bei jedem neu aufblinkenden Licht in den Fenstern, die er mit gespannter Aufmerksamkeit beobachtete, entrang sich seiner Brust ein gedämpfter heiserer Laut, gewiß ein Ausdruck seiner Freude. Als, nach seiner Berechnung, das letzte Licht aufleuchtete, raffte er sich plötzlich auf und zupfte Käthe wieder am Arm und fragte sie mit Gesten, ob sie nach Hause gehe.

Wehmütig lächelnd schüttelte sie den Kopf und zeigte nach dem Zaune hin, als nach ihrem letzten Zufluchtsorte.

Mit wunderbarem Scharfblick erriet er ihre Lage, und daß sie weder Dach noch Fach habe, wo sie ihr zermartertes Haupt niederlegen könnte. Befand er sich doch manchmal selbst in ähnlicher Lage.

Ein Weilchen stand er bekümmert vor ihr, da er diese Riesin nicht verlassen wollte, zu der er sich so hingezogen fühlte. Plötzlich kreischte er triumphierend auf, ergriff Käthes Hand und zog sie mit sich fort in der Richtung nach dem Polytechnikum.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/381&oldid=- (Version vom 1.8.2018)