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In der Tat erweckten Käthes Lumpen gerade kein Vertrauen und jedem, der sie sah, drängte sich die Frage auf: „Weshalb treibt sich dieses kräftige, anscheinend kerngesunde Frauenzimmer auf der Straße herum, anstatt irgendwo Arbeit zu nehmen?!“

Keinem aber kam es in den Sinn, daß der Weg zur Arbeit für Käthe völlig verschlossen war, sowohl jeder Dienst durch das schlechte Zeugnis, als auch durch die sie bedeckenden Lumpen jede andere Beschäftigung.

Und in all den Fleischerläden hinter üppigen Blattpflanzen und rosigen Azaleen türmten sich ganze Fleischmassen auf, zitterte goldgelbe Gallerte und prangten Würste in allen Farben.

War dies nicht der reine Hohn auf all die Bettler, die auf dem engen Trottoir standen und nach den Fleischwaren stierten, deren Geschmack und Geruch sie nur ahnten hinter den Spiegelscheiben?

Zu dieser Schar gesellte sich auch Käthe und wurde bald durch die Vorübergehenden in die vorderste Reihe gestoßen. Lange stierte auch sie auf die ausgestellten Schinken und Räucherwürste und ein förmlicher Krampf schnürte ihr die Eingeweide zusammen. Wie ein Blitz durchzuckte ihren Sinn der Gedanke, eine Scheibe einzuschlagen und irgend ein Stück Fleisch herauszureißen, um sich endlich einmal satt zu essen.

Schon verfolgte aber ein Polizist die zerlumpte Schar, die den Verkehr in der engen, lebhaften Straße hemmte.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/373&oldid=- (Version vom 1.8.2018)